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Lukas Ligeti That Which Has Remained... |
01 |
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Voices ... Silence ... |
02:57 |
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Awakening ... Recalling ... Saposhkelekh |
05:41 |
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03 |
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City of the Damned |
05:46 |
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04 |
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Elusive Counterpoint |
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05 |
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Andenk an Bełz ... in the papers, she was Polish |
14:06 |
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06 |
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Oyfn Veg ... in this country ... |
12:00 |
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Gesamtspielzeit |
44:46 |
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Digital Booklet - nur mit Album |
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mp3 320 kB/s |
HD wav |
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That Which Has Remained... |
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9,99 € | download |
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Editor’s Note |
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Musikalisches Meta-Gedächtnis: Der international angesehene Schlagzeuger und Komponist Lukas Ligeti schuf 2015 als Artist-in-Residence im Warschauer POLIN-Museum ein einzigartiges Wort-Klang-Dokument, das auf diesem Album nachzuhören ist. Die Geschichte der polnischen Juden, die im POLIN vermittelt wird, brachte Ligeti dazu, sich seiner eigenen (ungarisch-)jüdischen Herkunft zu besinnen. Er führte zahlreiche Gespräche mit Menschen zwischen 20 und 98, die sich an jüdisches Leben in Warschau erinnerten. Alle Interviewpartner wurden gebeten, auch Lieder zu singen. Im Rahmen einer präzisen musikalischen Notation wurden diese Erinnerungen in Form von Sprache(n), Rhythmen und Melodien den mitwirkenden Musikern mittels Kopfhörer eingespielt; sie wurden damit zum unmittelbaren Reagieren und Weitererzählen aufgefordert. So entstand ein bewegendes Musikstück zwischen Performance und Konzert.
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Lineup |
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Barbara Kinga Majewska, Sopran Paweł Szamburski, Klarinette Patryk Zakrocki, Violine, Viola, Mbira Mikołaj Pałosz, Cello Wojtek Kurek, Drums, Synthesizer Lukas Ligeti, Electronics, Marimba lumina
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First Listener’s Note |
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Von Piotr Cichocki
Lukas Ligeti hat zwar nie hinter dem Eisernen Vorhang gelebt, dennoch ähnelt seine Familiengeschichte polnischen Biographien. Der Großteil seiner Eltern- und Großelterngeneration ist in Vernichtungslagern umgekommen, nachdem die ungarischen und deutschen Machthaber ihren mörderischen Plan, ungarische Juden auszurotten, 1944 in die Tat umsetzten.
Es wäre fragwürdig, die menschliche Existenz allein auf ihre ethnischen Wurzeln als entscheidendes identitätsstiftendes Merkmal zurückzuführen. Vielmehr ist es die gemeinsame Erfahrung einer fragmentierten Familiengeschichte, geprägt durch den Holocaust, durch die gleichmachenden sozialen und geschichtspolitischen Verfahrensweisen der sozialistischen Staaten und durch Migration, die Ligeti und seine Interviewpartner/innen verbindet. Es ist somit kein Zufall, dass Aussagen zu Identitäten den Anfangs- und Endpunkt für den Komponisten darstellen, vermittelt durch die persönlichen Geschichten der Stimmen und des Publikums. Sprache wird hier zu einem Vehikel für abstrakte Klangsequenzen.
Obwohl abstrakte musikalische Aktivitäten – das Improvisieren und Hören von Klängen, in denen semantischer Inhalt sich in Klang und Rhythmus verwandelt – die Beziehung zwischen den Teilnehmer/innen bestimmen, gewinnt man dennoch den Eindruck, dass Kommunikation das Schlüsselelement in Ligetis Stück darstellt. Es ist eine durch Technologie vermittelte Kommunikation, mit Musik als gemeinsamer Sprache. Sie bewegt sich durch Raum und Zeit und führt in Viertel, die trotz des Wiederaufbaus der Städte nicht mehr vorhanden sind und lässt Erinnerungen derer wach werden, die nicht mehr unter uns sind. [...]
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Artist’s Note |
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Von Lukas Ligeti
[...] Die Performance, die ich in Warschau kreierte und deren klangliche Komponente auf dieser CD festgehalten ist, war von mehreren konzeptuellen Grundgedanken geprägt. Erstens geht es mir in Fragen des kulturellen Erbes vor allem um Individuen und ihre Assoziationen, Bindungen, Kommunikationen, Erinnerungen, Ideen, Hoffnungen und Pläne. Kultur ist ein dynamisches Netzwerk gemeinsamer Ideen, Ideale und Erfahrungen, das sich aus der Beziehung jedes Einzelnen zu diesen Ideen, Idealen und Erfahrungen zusammensetzt. Zweitens habe ich in verschiedenen Kompositionen, wie schon bei meinem Kammerorchesterwerk Groove Magic (1993), Kopfhörer eingesetzt, um Informationen – Rhythmen, Harmonien, Texte usw. – an Musiker zu senden. Drittens interessiere ich mich seit einigen Jahren zunehmend für Kombinationen von Komposition und Klangkunst, also zum Beispiel für räumliche Aspekte oder für das Potential eines aktiv teilnehmenden Publikums, ohne dabei meine Aufmerksamkeit auf kompositorische Details zu reduzieren.
That Which Has Remained ... That Which Will Emerge ... ist eine Meditation über in Klang gefasste Erinnerungen und daraus frei-assoziativ resultierende Ideen, sowie darüber, wie Kultur sich Unterdrückung und Genozid widersetzen und apokalyptische Zustände überdauern kann. [...]
[Das Ergebnis ist] ein komplexes Gewebe von Melodien, Texten, Geschichten und Traumlandschaften bestehend aus den Stimmen von Henryk Prajs und anderen, die ihre verblassenden Erinnerungen auf mein Tonband herüberretteten und unsere Ohren nun darauf lenken, was verblieben ist, sowie auf jenes, was daraus neu entsteht.
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About |
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© Markus Sepperer |
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Die höchst unkonventionelle, innovative Musik Lukas Ligetis schöpft ihre Inspiration aus der New Yorker Downtown-Avantgarde sowie zeitgenössischer Komposition, Jazz und afrikanischen Musiktraditionen. Er studierte Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst seiner Geburtsstadt Wien und erwarb sein Doktorat an der University of the Witwatersrand in Johannesburg (Südafrika). Von 1998 bis 2015 lebte er in New York; danach übernahm er eine Professur an der University of California, Irvine.
Ligeti erhielt u. a. den CalArts Alpert Award in Music, einen der wichtigsten amerikanischen Kunstpreise, sowie Kompositionsaufträge von Bang On A Can, dem Kronos Quartet, Eighth Blackbird, Ensemble Modern, American Composers Orchestra, MDR-Orchester (Leipzig), den Wiener Festwochen, Ars Musica (Brüssel), dem Goethe-Institut und der Choreographin Karole Armitage.
Als Schlagzeuger arbeitete er mit John Zorn, Marilyn Crispell, John Tchicai, Michael Manring, Elliott Sharp, Gary Lucas u. a. und ist Leader bzw. Co-Leader von Gruppen wie Hypercolor und Notebook. Soloauftritte mit dem elektronischen Schlaginstrument Marimba Lumina, entworfen von Donald Buchla, führten ihn auf fünf Kontinente.
Ligeti arbeitet seit über 25 Jahren mit Musiker/innen in Afrika. Er war Mitbegründer des Ensembles Beta Foly in der Elfenbeinküste und ist derzeit Co-Leader von Burkina Electric, der ersten Electronica-Gruppe aus Burkina Faso. Weitere kollaborative Projekte fanden u. a. in Ägypten, Ghana, Uganda, Kenia, Simbabwe, Mosambik und Lesotho statt.
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1CD | PRIME colors Edition | Contemporary |
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Empfehlung |
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Der Engel der Geschichte in einer exemplarischen Neueinspielung des SWR-Sinfonieorchesters: Erschütternde Ausdruckskraft mächtiger Tonbilder. |
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In die eigene Psyche versinken. Durch leise, dunkle Klänge direkt zu sich selbst finden: Deutlich mehr als ein Messprogramm läuft hier ab. |
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»Six Melodies« (1950) und »Thirteen Harmonies« (1985): Annelie Gahl, Klaus Lang und col legno präsentieren einen aufregend zugänglichen John Cage. |
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