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Editor’s Note |
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„Le Marteau sans maître“ von Pierre Boulez (1925-2016) ist eine der wesentlichen Kompositionen des 20. Jahrhunderts. Zum ersten Mal erscheint das Meisterwerk zugleich mit der Boulez-Hommage „B-Partita“ des bekannten französischen Komponisten Philippe Manoury (*1952) auf einem Album. Boulez bewegte sich nach Texten von René Char zwischen Extremen: Sphärische Klängen folgen auf pulsierende Rhythmen, freie Passagen auf streng formelle Metren, lyrischer Gesang auf instrumentalen Ausdruck. Stets ist die Musik im Wandel, wenngleich das Ziel ihrer Wandlung immer spürbar bleibt. Über die besondere Instrumentation, die auf eine schrittweise Dekonstruktion der Singstimme in perkussive Geräusche abzielt – eine Kompositionstechnik, die sich durch sein weiteres Schaffen ziehen sollte –, nähert sich der kaum 30jährige Boulez seiner eigenen, unverwechselbaren Handschrift. Manourys „B-Partita“ versteht sich als feinsinnige Würdigung ebenjener Boulez’scher Musiksprache.
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Video Trailer |
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Lineup |
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Ensemble Orchestral Contemporain Daniel Kawka, Dirigent Salomé Haller, Mezzosopran (Tracks 1-9) Gaël Rassaert, Solo-Violine (Track 10) Serge Lemouton, Electronics (Track 10)
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First Listener’s Note |
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Von Laurent Bayle
Pierre Boulez komponiert ab 1952, basierend auf den Texten von René Char, Le Marteau sans maître und setzt dabei auf feierliche und hierarchische Akzente, die an gewisse außereuropäische Rituale erinnern. Er ist keine 30 Jahre alt, als er mit seiner komplexen Kombination von Tonhöhe, Rhythmus, Tonstärke und Klangfarbe, die in jeder einzelnen der neun Sätze dieses Meisterwerkes spürbar wird, die Basis seiner so persönlichen Sprache legt. Es geht nicht um das Auslöschen des Bestehenden, sondern um die Anerkennung eines Stils, der einen tiefgehenden inneren Zusammenhalt mit einem Gefühl der Freiheit verbindet, und dies im Rahmen einer großen Flexibilität in der Phrasierung. Le Marteau wird unmittelbar zu einer der am meisten kommentierten Kompositionen der Musikliteratur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. [...]
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Artist’s Note |
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© EOC |
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Von Daniel Kawka
Heute Le Marteau sans maître aufzunehmen, führt zur legitimen Frage des Warum. Hat uns der Meister denn nicht vier endgültige Referenzversionen hinterlassen? Ja, schon. Und dennoch war die Versuchung da, unsere Fassung zu überarbeiten, wo doch jede Epoche, jede Empfindung, jede Entwicklung der Virtuosität, die von einer Generation an die nächste weitergegeben wird, einen neuen Blick auf das Werk liefert, eine neue Dimension eröffnet. Der Akt der Interpretation ist ein Baustein, eine Vision dieses Unendlichen, dieses Unbezwingbaren, das einem Meisterwerk innewohnt: ein wahrhafter Zugang, der sich in ebenso vielen, sich wechselseitig bereichernden historischen Gesten wiederfindet.
René Char’s Poesie ist sinnlich. Die Abstraktion der Wörter, die Diffraktion der Bilder, die Phrasierung in der Komposition, das Formelle der Linien: All dies inspiriert uns zu dieser Interpretation. Die weise und fein ausgearbeitete Musik ist auch eine rituelle, körperliche: Es ist die Musik und der Tanz der Erde – es sollte andächtig gelauscht werden! Wer hätte dies gesagt, mit seinen nicht zu bändigenden Pulsationen? Strawinsky!
Die B-Partita in Gedenken an Pierre Boulez ist mit ihrem berauschenden „B“ – diesem vollendeten, luftigen ♭, dem Schatten eines auf immer verschwundenen Doubles – die schönste Wertschätzung, die ein großer Meister einem anderen großen Meister gewidmet hat. Darin ist alles verpackt: der virtuose Klang der Violine, die quasi symphonische Komposition, das Gemisch verschiedener Klangfarben, die mit der Elektronik live kommunizieren und die Tempi mit einer Maestria und einer unvergleichlichen Poesie überlagern. Das, was die französische Musik an Raffiniertestem, Poetischstem aufzubieten hat, im Zauber einer kontrollierten Virtuosität, eines erzählerischen und erhabenen Gefüges, das vom Takt ebenso geprägt wird wie vom Klang, ist in diesem Werk, dieser feinsinnigen Würdigung festgehalten – und findet einzig auf dieser CD den würdigen Widerhall zu Marteau sans maître. |
1CD | Instrumental | Ensemble | Contemporary | PRIME colors Edition |
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