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Editor’s Note |
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»Alles wieder gut« – das ist der ultimative Liederabend von Florian Boesch, einem der gefragtesten Liedsänger der Gegenwart, und der zehnköpfigen, seit fast 30 Jahren in unveränderter Besetzung bestehenden Kult-Musicbanda Franui aus Osttirol. Mehr oder weniger bekannte Lieder der Romantik von Schubert, Schumann, Mahler & Co werden radikal neu in Augen- und Ohrenschein genommen, wobei die Melodielinie zumeist unverändert belassen, das Klanggewand aber gänzlich neu geschneidert wird – mit Harfe, Hackbrett, Zither, Violine, Kontrabass, Akkordeon und einer Schar von Blech- und Holzbläsern. Und siehe da: Diese hundert und mehr Jahre alten Gesänge über Liebe und Vergehen berühren uns tief und haben uns Wesentliches zu sagen.
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Lineup |
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Johannes Eder, Klarinette, Bassklarinette Andreas Fuetsch, Tuba Romed Hopfgartner, Sopran- & Altsaxophon, Klarinette Markus Kraler, Kontrabass, Akkordeon Angelika Rainer, Harfe, Zither, Stimme Bettina Rainer, Hackbrett, Stimme Markus Rainer, Trompete, Stimme Andreas Schett, Trompete, Stimme Martin Senfter, Ventilposaune, Stimme Nikolai Tunkowitsch, Violine
Florian Boesch, Bariton
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First Listener’s Note |
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Von Christian Seiler
Das klassische Kunstlied hat einen schweren Stand. Es führt ein museales Dasein, taucht zwar regelmäßig in den Konzertsälen auf, leidet aber darunter, dass die Frischluftzufuhr gering ist. […] Die Musicbanda Franui aus Osttirol verfügt bekanntlich über die zärtlichste Abrissbirne, die in klassischen Konzerthäusern zur Anwendung kommt. Sobald sich die Musiker der Melodien von Schubert, Schumann, Brahms und Mahler annehmen, […] arbeiten sie auch mit dem Leuchtstift: Schaut her, sagen sie, was diesen Kollegen nicht alles eingefallen ist. Wir spielen Euch das jetzt so vor, dass es jeder versteht. […] Sind Franui bei ihren Interpretationen immer subtil? Nein, zum Glück. Nehmen sie sich die Freiheit, Schubert besser zu verstehen als andere? Ja, natürlich. Und womit? Mit Recht. […] Ich kenne keinen Sänger, der so gut begriffen hat wie Florien Boesch, dass die Innigkeit des Vortrags mehr mit Weglassen zu tun hat als mit dem spektakulären Ausspielen der eigenen Fähigkeiten. Es lohnt sich, ihm mit geschlossenen Augen zuzuhören, man braucht kein Textheft, weil Boesch so klar artikuliert. Allerdings wartet »Alles wieder gut« auch mit anderen Nuancen als vertiefter Innigkeit auf, zum Beispiel mit – Humor […] Die Tatsache, dass landläufiges Sentiment in Schieflage gebracht wird, während versteckte Tiefen grandios ausgelotet werden, macht Boeschs Gesang von Anfang bis Ende unvorhersehbar, spannend und erfüllend. |
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Artist’s Note |
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Von Andreas Schett
Wir sind in den 27 Jahren, in denen wir von Franui zusammen musizieren, immer von einem Kuhfladen in den nächsten gestiegen. Alles begann mit den Trauermärschen in dem kleinen Osttiroler Dorf Innervillgraten, das mehr oder weniger der Herkunftsort von uns allen ist. [...] Dem Publikum erzählten wir, der berühmte Sänger, der eigentlich mit uns hätte auftreten sollen, habe den Eingang in unser Tal nicht gefunden. Daher müssten wir alles selber machen. Mit der Zeile »Liederabend für Musicbanda und einen verschwundenen Sänger« waren daher unsere Konzerte überschrieben. [...] Und dann ist er schlussendlich gekommen, der Sänger! Er heißt Florian Boesch. [...] Uns verbindet das Freiheitsstreben, Lieder von Schubert, Schumann, Brahms, Mahler (und alle, die noch kommen mögen) ganz nach unserer Fasson zu durchleben, das bedeutet: mit unseren eigenen Hirnwindungen, Herzlappen, Lungenflügeln und – ja, warum nicht – Bauchgefühlen. [...] Die Lieder von Schubert, Schumann, Brahms und Mahler fügen sich nun zu einer Art Hybrid-Liederkreis zusammen. Das romantische Lebens- und Leidensgefühl, das DER (fast hätte ich geschrieben: UNSER) Sänger in all seinen Facetten durchlebt, bewegt uns bis heute und wurde von Joseph von Eichendorff auf unnachahmliche Weise in nur zwei Zeilen verdichtet: »Wir sehnen uns nach Hause / Und wissen nicht wohin?« |
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About |
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© Julia Stix |
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Franui
Franui ist der Name einer ganz bestimmten Almwiese im kleinen, 1.402 Meter über dem Meer gelegenen Osttiroler Dorf Innervillgraten, in dem die Musiker von Franui großteils aufgewachsen sind. Das Wort ist rätoromanischen Ursprungs und verweist auf die geografische Nähe Innervillgratens zum ladinischen Sprachraum in den Dolomiten.
Die Musicbanda gleichen Namens spielt seit 1993 in nahezu unveränderter Besetzung und ist bei vielen Festivals und Konzertveranstaltern zu Gast (u.a. Wiener Konzerthaus, Burgtheater Wien, Salzburger Festspiele, Bregenzer Festspiele, Tiroler Festspiele Erl, Ruhrtriennale, Staatsoper Unter den Linden Berlin, Münchner Opernfestspiele, Philharmonie Köln, Elbphilharmonie Hamburg, Ludwigsburger Schlossfestspiele, Schauspielhaus Zürich, Holland Festival, Klara Festival Brüssel, Philharmonie de Paris).
Mit ihren Aneignungen der Lieder von Schubert, Schumann, Brahms und Mahler wurde die Musicbanda Franui über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Dabei versteht sich das Ensemble als »Umspannwerk zwischen Klassik, Volksmusik, Jazz und zeitgenössischer Kammermusik«; manches Mal wird die klassische Vorlage in all ihrer Schönheit liebevoll zelebriert, manches Mal vom Kopf auf die Füße gestellt (oder umgekehrt), skelettiert, angereichert, übermalt, weitergedacht. Die Grenzen zwischen Interpretation, Improvisation, Arrangement und (Re-)Komposition verschwimmen.
Bei ihren Konzerten und Musiktheaterproduktionen verbünden sich die Musiker häufig mit herausragenden Bühnenpartnern wie dem Bariton Florian Boesch, dem Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger, dem Puppenspieler Nikolaus Habjan, dem Wienerlied-Duo »Die Strottern«, dem Maskentheater-Ensemble »Familie Flöz«, dem Chor des Bayerischen Rundfunks, dem Filmemacher und Autor Alexander Kluge, dem Videokünstler Jonas Dahlberg oder den Schauspielern Dörte Lyssewski, Sven-Eric Bechtolf und Peter Simonischek. Im Wiener Konzerthaus gestaltet Franui seit 2015 jährlich im Mai das Festival »Gemischter Satz«, bei dem Musik, Bildende Kunst, Literatur und Wein in einem neuen Zusammenspiel präsentiert werden. Die CDs von Franui erscheinen beim Label col legno und wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet. »Ständchen der Dinge«, das Album zum 25. Geburtstag des Ensembles, erhielt 2018 den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik. Florian Boesch
Der österreichische Bariton Florian Boesch zählt zu den großen Liedinterpreten unserer Zeit mit Auftritten im Wiener Musikverein und Konzerthaus, der Londoner Wigmore Hall, Carnegie Hall New York, Concertgebouw Amsterdam, Laeiszhalle Hamburg, Konzerthaus Dortmund, der Kölner Philharmonie, dem deDoelen Rotterdam, der Philharmonie Luxembourg sowie beim Edinburgh Festival, den Schwetzinger Festspielen und den Salzburger Festspielen. In Glasgow sowie in Australien (Sydney, Adelaide und Melbourne) konnte er gemeinsam mit Malcolm Martineau alle drei großen Schubert Zyklen gestalten. Als artist in residence war er in der Saison 2014/15 in der Wigmore Hall sowie in der Saison 2016/17 im Wiener Konzerthaus zu erleben. In der Saison 2020/21 wird er als artist in residence in der Wigmore Hall, im Teatro de la Zarzuela in Madrid, sowie im Theater an der Wien seine Vielseitigkeit unter Beweis stellen. Als gern gesehener Gast am Konzertpodium hat Florian Boesch mit so renommierten Orchestern wie den Wiener und Berliner Philharmonikern, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Concertgebouw Orchester Amsterdam, den Wiener Symphonikern, dem Gewandhaus Orchester Leipzig, der Staatskapelle Dresden, der Kammerphilharmonie Bremen, den Bamberger Symphonikern, dem London Symphony Orchestra, oder dem Chamber Orchestra of Europe unter so namhaften Dirigenten wie Ivor Bolton, Riccardo Chailly, Teodor Currentzis, Gustavo Dudamel, Adam Fischer, Iván Fischer, Valery Gergiev, Stefan Gottfried, Philippe Herreweghe, Pablo Heras-Casado, Vladimir Jurowski, Mariss Jansons, Sir Roger Norrington, Sir Simon Rattle, Robin Ticciati und
Franz Welser-Möst zusammengearbeitet. Eine rege Zusammenarbeit verband Florian Boesch mit Nikolaus Harnoncourt. Die letzten gemeinsamen Projekte waren Händels Messiah und Saul im Wiener Musikverein und Purcells The Fairy Queen beim styriarte festival 2014. Bei den Salzburger Festspielen musizierten sie gemeinsam in Haydns Die Schöpfung und Die Jahreszeiten.
Seine Einspielungen wurden von der internationalen Presse gefeiert und zahlreich ausgezeichnet, u. a. mit dem Edison Klassiek Award 2012. Die schöne Müllerin war für den Grammy 2015 in der Kategorie Best Classical Vocal Solo nominiert. Anfang September 2017 erschien bei Hyperion seine neue Einspielung von Schuberts Winterreise mit Roger Vignoles am Klavier; im Herbst 2018 folgten orchestrierte Schubert-Lieder mit dem Concentus Musicus Wien unter der Leitung von Stefan Gottfried. Seine bei Linn Records erschienene Aufnahme von Schumann- und Mahler-Liedern wurde mit dem BBC Music Magazine Award ausgezeichnet.
Florian Boesch erhielt seinen ersten Gesangsunterricht bei KS Ruthilde Boesch. Während des Studiums an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien besuchte er die Klasse Lied und Oratorium bei KS Robert Holl. |
1CD | Vocal | Lied | PRIME colors Edition | Klassik |
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Die Geburtstagsscheibe zum 20. Jubliläum! |
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Tanzmusik aus inneralpinem Gebiet und aus der Tiefebene, zwischen Schubert, Bartók und Osttiroler Jungbauernball: Franui back at it again! |
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... und die Sonne ging unter. Im Westen, natürlich. |
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