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01 |
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Peter Jakober Ab |
10:42 |
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02 |
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Hannes Kerschbaumer abbozo V |
17:51 |
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03 |
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Marco Döttlinger interieur I |
09:15 |
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04 |
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Peter Jakober in Stille |
15:07 |
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05 |
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Manuela Meier String Quartet no. 1 - parapente, achillea |
08:37 |
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06 |
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Marco Döttlinger sans nuages I |
03:42 |
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07 |
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Marco Döttlinger sans nuages II |
03:54 |
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Gesamtspielzeit |
01:09:08 |
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Digital Booklet - nur mit Album |
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Österreich-Kaleidoskop, die Zweite ! |
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»Genauso wenig wie man im Leben eine Garantie für Glück haben kann, lässt sich ein Rezept für Kunst finden«, konstatiert Georg Friedrich Haas. Dabei birgt nicht nur der Prozess des Schaffens zahlreiche Hürden. Auch der Weg einer vorliegenden Komposition hin zu einer größeren Öffentlichkeit ist steinig. Anlass genug, eine CD-Serie mit den Beiträgen junger Musikschaffender unter der Leuchtkraft renommierter Kuratoren zu starten. Georg Friedrich Haas, der mit der Sogkraft mikrotonaler Schichtungen seinen persönlichen Pfad beschreitet, begleitet als Lehrender an internationalen Universitäten angehende VertreterInnen seines Fachs auf der Suche nach ihrer eigenen künstlerischen Sprache. Von individuellen Herangehensweisen zeugen folglich auch die von Haas für diese Zusammenstellung ausgewählten Werke der jungen KomponistInnen Marco Döttlinger, Peter Jakober, Hannes Kerschbaumer und Manuela Meier. In diesem Sinne will die Zusammenstellung Anregung für weitere Realisierungen sein.
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Der Kurator: Georg Friedrich Haas |
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Der 1953 in Graz geborene Komponist Georg Friedrich Haas ist Träger des Großen Österreichischen Staatspreises, des Musikpreises Salzburg (Internationaler Kompositionspreis des Landes Salzburg), des Ernst Krenek-Preises der Stadt Wien, des Preises der Stadt Wien für Musik, des Andrzej-Dobrowolski Kompositionspreises u. v. a. Im vergangenen Herbst war seinem Schaffen ein Schwerpunkt beim WIEN MODERN Festival 2014 gewidmet. Georg Friedrich Haas, der mit der Sogkraft mikrotonaler Schichtungen seinen persönlichen Pfad beschreitet, begleitet als Lehrender an internationalen Universitäten angehende Vertreterinnen und Vertreter seines Fachs auf der Suche nach ihrer eigenen künstlerischen Sprache. Seit September 2013 ist der Komponist MacDowell Professor of Music an der renommierten Columbia University in New York.
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Die Komponisten |
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Von individuellen Herangehensweisen zeugen die von Haas für diese Zusammenstellung ausgewählten Werke junger österreichischer KomponistInnen. Marco Döttlinger, der übrigens der 1.000ste Komponist in der music austria Musikdatenbank war, ist hier mit zwei Werken vertreten, „sans nuages“ und „interieur I“. Wenn er nicht aus der Kombination von Elektronik und akustischen Instrumenten neue Klangverbindungen schafft, verschleiert er etwa in „sans nuages“ die Identität von Akkordeon, Viola und Countertenor. Peter Jakober setzt der maschinellen Exaktheit das Phänomen der steten Nicht-Gleichzeitigkeit der Musizierenden entgegen. Auf dem Weg zwischen musikalischen Extremen beschreitet Hannes Kerschbaumer vielfältige Wege und täuscht dabei auch schon einmal die Erinnerung an bereits Gehörtes. Manuela Meier erschafft ein Klangreservoir an Klängen, die Impulsen ausgesetzt werden und sich so stringent, manchmal aber auch ganz unerwartet weiterentwickeln.
Interpretiert wurden die Werke dieses Albums unter anderem von Mitgliedern des Klangforum Wien, des stadler quartetts, des Trios Greifer, des Ensembles Phace, des Trios Amos sowie vom Grazer Orgelpfeifenorchester und dem A Cappella Chor Tulln. Das Werk von Kerschbaumer „abbozzo V“ und Jakobers „in Stille“ waren Auftragswerke der Jeunesse und Ö1, die Aufnahmen stammen von den Uraufführungen im ORF Radiokulturhaus Wien (2011 und 2014). Peter Jakobers „Ab“ wurde bei den Klangspuren Schwaz im September 2014 aufgezeichnet, die Aufnahme des Streichquartetts von Manuela Meier fand 2010 im Minoritensaal Graz im Rahmen der Konzertreihe Die Andere Saite statt. |
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Marco Döttlinger |
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Kurze Töne, die in immer kürzeren Abständen aufeinanderfolgen, verschleiern zunächst, welche Instrumente zu hören sind; selbst ob ein oder mehrere Instrumente im Einsatz sind, kann beim alleinigen Hören nur erahnt werden. Auch der später zu Violine und Akkordeon hinzutretende Alto lässt Fragen über die Entstehung des Klanges von »sans nuages« offen, wenn Marco Döttlinger diverse Klangerzeuger zu einem einzigen verschmelzen lässt. In elektronischen Werken geht der Ansatz des Verfremdens noch weiter: Aus Instrumentalklängen oder Rauschen werden die Spektren eines anderen Klangs oder Instruments herausgefiltert, wodurch der resultierende Klang aus der gegenseitigen Abhängigkeit mehrerer Elemente entsteht. Ob aber nun tatsächlich Elektronik im Spiel ist oder nicht, als Aufgabe stellt sich Döttlinger in jedem Fall, einen klanglichen Organismus zu schaffen, in dem man sich asemantisch bewegen kann. Die Hinwendung auf die klangliche Ebene, deren Entstehung vielleicht gar nicht erkennbar ist, fordert die Hörenden dazu auf, selbst Zusammenhänge herzustellen.
Noch weiter gibt Döttlinger die Kanalisierung des Hörens bei Installationen an das Publikum ab, durch die es sich selbst bewegt und das Werk so bis zu einem gewissen Grad mitgestaltet. Von der Autorität, den Hörenden vorzuschreiben, welche Bedeutung sie in die Kompositionen hineinlegen sollen, wendet er sich ab und regt dazu an, den Hörenden die Selbstbestimmtheit ihrer eigenen Interpretationen zu überlassen.
Das schließt gleichzeitig aber nicht aus, dass die Werke genauestens konzipiert und ausgestaltet sind. So etwa bleibt die zeitliche Ebene in jedem der vier Teile von »intérieur« für Violoncello solo gleich, wohingegen die Tonhöhen und Materialleitern jeweils variieren. Kompositorische Konzepte sind also für die Entstehung neben klanglichen Ausgangspunkten, um einen Prozess in Gang zu setzen, durchaus relevant – für das akustische Erlebnis zählt jedoch allein die individuelle Erfahrung.
http://www.sumtone.com/composer/MD |
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Peter Jakober |
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Nachvollziehbare rhythmische Muster stellen sich gleich zu Beginn ein. Doch sobald man sich in der Sicherheit der Vorhersehbarkeit wahnt, driftet das Patternlangsam ab und entzieht sich so der anfanglich gefunden geglaubten Klarheit.Die Hinwendung zum allzu Menschlichen trifft aber auch die Interpreten: Der Maschinellen Exaktheit setzt Jakober das Phanomen der steten Nicht-Gleichzeitigkeit der Musizierenden in Form von auskomponierten Ungenauigkeiten entgegen, die den Kompositionen auserdem durch die Uberlagerung unterschiedlicher Rhythmen innewohnen. ≫in Stille≪ etwa birgt die Entwicklung von Menschlichem zu Maschinellem: Die Aufnahmen des Chores als korperlichstem aller Instrumente und der atmenden Klange der geblasenen Orgelpfeifen werden zeitverzögert und schneller abgespielt und bilden so den synthetischen Gegenpart zum live Dargebrachten.
Mit dem Reiben zwischen Erwartetem und doch wieder Überraschendem, von Mensch und Maschine widmet sich Jakober dem Sehnen nach Schwebungen, dass er auf tonaler Ebene ortet und das er durch die langsamen Verschiebungen ungleicher Tempi überträgt. Als Ordnungsprinzip greift Jakober dafür gelegentlich auf mathematische Muster zurück. Weniger aber sind es Formeln, denn diese wurde man zu gut erkennen. Lieber verwendet er daher die nicht nachvollziehbaren Primzahlenverhältnisse – vorgegebene Strukturen dienen somit einzig dazu, eine einmal eingeführte ordnende Instanz im gleichen Zug auch wieder zu verschleiern.
Aufgelöst wird hie und da auch die Identität der einzelnen Instrumente – etwa die Identität der Zithern in ≫Ab≪ – sowie das Verhältnis von Buhne und Publikumsbereich, wenn die Verteilung der Musizierenden den Klang im Raum wandern lasst. Die oft glissandierenden klanglichen Flächen oder arpeggierenden Akkorde, die den Ausgangspunkt für ≫Ab≪ bilden, eröffnen Spannungsfelder zwischen den diversen Instrumenten, ihren abweichenden Tempi und der ständig fortschreitenden Bewegung.
www.peterjakober.com |
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Hannes Kerschbaumer |
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Das geräuschvolle Kratzen auf den Saiten der Streichinstrumente einerseits und ihre klaren Tone andererseits bilden klangliche Extreme in Hannes Kerschbaumers ≫abbozzo V≪, die hart aufeinanderprallen. Oder aber sie gehen über verschiedene Stationen kontinuierlich von einem Zustand in den anderen über.
Die Palette zwischen den extremen Polen des Geräuschs auf der einen Seite und der klaren Tone auf der anderen eröffnet einen Ereignishorizont, der sich nicht nur in der linearen Abfolge erschöpft, da das gegenwärtig Erklingende den Blick auf das bereits Gehörte verändert: Zwischen den dichten Klangfarben der Streicher tun sich nach und nach die klaren Tone eines Vierteltonakkordeons hervor – waren diese vorher schon zu hören oder tritt das Instrument doch hier zum ersten Mal in Erscheinung?
Fragen wie diese erzeugen Unsicherheit über die eigene Wahrnehmung und regen dazu an, das Gehörte zu überdenken. Gleichzeitig weckt dieses Pendeln zwischen Gegenwärtigem und Vergangenem die Neugier auf das Kommende. ≫Skizze≪ lautet die deutsche Übersetzung der Reihe ≫abbozzo≪. Die Kompositionen aber als unfertig oder als Vorläufer eigentlicher Werke zu sehen, wurde den fein ausgearbeiteten Strukturen und Klangen nicht gerecht werden. Sie als vielfaltige Möglichkeiten zu betrachten, die sich zwischen den auftretenden Extremen bewegen, entspricht den organischen Entwicklungen schon viel eher.
Vielleicht aber ist es auch das fragmentarische Gedachtnis an das Verklungene oder auch die Erinnerung, die sich durch die neu hinzutretenden Ereignisse ständig verändert und sich als skizzenhaft erweist. Kerschbaumer versteht das Komponieren aber nicht nur im wörtlich übersetzten Sinn als Zusammensetzen, sondern auch als Zersetzen. Mit physikalischen Modellen von Zerfallsprozessen – übertragen als das Zersetzen von Klangen – setzt er sich in seiner Reihe ≫.debris ≪ auseinander. Den Ausgangspunkt bilden vereinzelte klangliche Impulse, die sich zunehmend auflösen. Bis ins Extrem weitergedacht wurde diese Idee zum weisen Rauschen fuhren. Dort sei er aber noch nicht angelangt, so der Komponist. Wohin er mit diesen Werken aber vordringt, sind Klänge, die man den Instrumenten nicht zugetraut hätte.
www.hanneskerschbaumer.eu |
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Manuela Meier |
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Das Eindringen in eine andere Welt, in ein Ökosystem aus Klängen, in dem man sich erst Orientierung verschaffen muss, bildet den Ursprung von Manuela Meiers Komponieren. In den Werktiteln akustischer Kompositionen wie dem ≫String Quartet no. 1 – parapente, achillea≪ kommen weitere Metaphern aus der Pflanzenwelt abseits verklarter romantischer Naturdarstellungen zum Ausdruck. In ≫refract.ed≪, einer rein elektroakustischen Komposition, bilden ausschließlich hörbar gemachte Erdbebendaten das Material.
Obgleich die Untersuchung von Strukturen biologischen und geologischen Ursprungs die Ausgangsbasis für die musikalischen Ereignisse ist, entstehen die Werke dennoch aus rein musikalischen Überlegungen. So setzt die Komponistin etwa ein Klangreservoir Impulsen aus, die das Geschehen organischen Veränderungen unterziehen und so Entwicklungen auslosen, die einerseits nachvollziehbar sind, gleichzeitig aber auch Überraschungen bergen. Der Prozess des Veränderns beschäftigt die Komponistin auf zweierlei Ebenen: Einerseits stellt sich die kompositorische Frage, wie die Klange selbst miteinander in Wechselwirkung treten.
Andererseits aber beschäftigt sich Meier auch intensiv mit den Bedingungen, die notwendig sind, um sich als Hörender und auch Interpretierender in diese neu erschaffene klangliche Umgebung einhören und sich darin akklimatisieren zu können. Der Schlüssel, mit dem das der Komponistin spannungsvoll gelingt, liegt wieder im ökologischen Denken: Das Betrachten der klanglichen Untersuchungsobjekte von unterschiedlichen Winkeln entwickelt sich dermaßen stringent, dass man sich dem kaum entziehen kann.
mm.mur.at |
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mica – music austria und Austrian Music Export |
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Das österreichische Musikinformationszentrum mica – music austria ist die wichtigste Anlaufstelle für Information über zeitgenössische österreichische Musik aller Genres und darüber hinaus ein kompetenter Ansprechpartner und Berater für österreichische Musikschaffende. Die kostenlosen Angebote von mica – music austria erstrecken sich von Karriere- und Rechtsberatung über, Workshops bis hin zu Online-Services wie der music austria Musikdatenbank (db.musicaustria.at), dem Online-Notenshop (shop.musicaustria.at), dem Internetsender micatonal (db.musicaustria.at/micatonal) sowie dem Online-Musikmagazin, bei denen die Promotion heimischer Musikschaffender im Vordergrund steht. Gemeinsam mit dem Österreichischen Musikfonds ist mica – music austria unter dem Namen Austrian Music Export auch als Musikexportbüro tätig. Regelmäßig werden Netzwerk- und Diskussionsveranstaltungen organisiert, etwa die Waves Vienna Conference, die Popfest Wien Sessions oder diverse Symposien, etwa bei Wien Modern.
Die verborgene Starke der aktuellen Musiklandschaft Osterreichs liegt in den Nischen. Wie in anderen Kunstsparten auch, bieten Osterreichs MusikerInnen nicht immer einfach Zugängliches. Die Serie ≫Austrian Heartbeats≪ steht für einen sturen, aber gesunden Hang zur Idiosynkrasie. In Osterreich gibt es eine Reihe hervorragend programmierter Musikveranstaltungen und Festivals von internationaler Relevanz, gute Plattenladen und eine wunderbare Offenheit zwischen den Musikszenen. Die Musikschaffenden wie auch ihr Umfeld, die Labels, Booking-Agenturen, VeranstalterInnen, ManagerInnen etc., leben für die Musik, wenngleich zumeist erschreckend schlecht von ihr. ≫Austrian Heartbeats≪ steht also auch für die Hingabe und Liebe der österreichischen Musikszenen zur Kunst – und den Versuch, zu zunehmender (finanzieller) Wertschatzung beizutragen.
www.musicaustria.at www.musicexport.at |
1CD | Contemporary | mica - music information center austria |
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Empfehlung |
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Vol. I unserer Kooperation mit mica–music austria, kuratiert von Patrick Pulsinger. Pop! |
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