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Lineup |
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Duchess of Guise: Elizabeth Calleo, coloratura soprano King of Navarre: Valérie Philippin, soprano Queen of Navarre & Catherine de Medici: Nora Petročenko, mezzo Henry III: Jean-Paul Bonnevalle, countertenor Duke of Guise: Lionel Peintre, baritone
Remix Ensemble: Angel Gimeno, violin Trevor McTait, viola António A. Aguiar, double-bass Vítor J. Pereira, clarinet Simon Breyer, horn Simon Powell, trombone Jonathan Ayerst, piano Vítor Pinho, harpsichord/keyboards Mário Teixeira, percussions Peter Rundel, conductor Wolfgang Mitterer, electronics
Music by Wolfgang Mitterer Libretto by Stephan Müller and Wolfgang Mitterer Based on Christopher Marlowe: The massacre at Paris
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First Listener’s Note |
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Massacre von Wolfgang Mitterer: ein Abbild des Politischen Von Stéphane Roth
Die Oper massacre von Wolfgang Mitterer wurde 2003 während der Wiener Festwochen uraufgeführt. Sie beruht auf Christopher Marlowes Drama The massacre at Paris, das die historischen Ereignisse der Bartholomäusnacht im Jahr 1572 vergegenwärtigt. Im Vergleich zu dem elisabethanischen Stück kam es Mitterer allerdings nicht auf Werktreue an: Weder ist die Vorlage vollständig rezipiert noch handelt es sich um eine wortgetreue Wiedergabe. Mitterer reduziert vielmehr die Neben- zugunsten der Hauptrollen, der eigentlichen Akteure im Ränkespiel der Macht: Herzog und Herzogin von Guise, Königin Katharina von Medici, Heinrich III. wie auch als König von Navarra der spätere Heinrich IV.
Verblasste Idole Anders auch als im Stück von Marlowe erscheinen die Protagonisten nicht in ihrem historischen Umfeld. Mitterer legt sich in Hinblick auf die reale Existenz seiner Figuren nicht fest.
Seine Figuren werden – ihrer Identität nahezu entledigt – zu bloßen Übermittlern von politischen Standpunkten, wie sie sich im Verlauf der Geschichte abzeichnen. Zwar lassen auch Mitterers Figuren noch eine Personifizierung in Hinblick auf den politischen Zwist im Kontext der Religionskriege zu. Doch eignen sie sich nicht als Vorbilder, wie sie die Geschichtsschreibung bis heute vorzugeben pflegt. In gewisser Weise verkörpern sie lediglich allgemeine Charaktere, sind gleichsam ent-individualisiert, und übrigens im ganzen Libretto mit wenigen Ausnahmen auch nicht mit Eigennamen ausgestattet, sondern durch ihre Rollen gekennzeichnet (die Majestät, der König, die Königin, die Mutter, der Sohn, selbst der Verräter oder Feind).
Das Typenhafte der Figuren ist so einer der Schlüssel zum allgemeinen Verständnis der Oper. Auch ist für Wolfgang Mitterer das, was die Handlung vorantreibt, nicht in der Psychologie der Charaktere, nicht im literarischen Konzept der Tragödie, sondern in den Strukturen begründet, die von den politischen Machtkämpfen bloß überlagert werden. Marlowes Stück ist für Mitterer in gewisser Weise ein Vorwand. So sind auch schöne Rede, Eloquenz und Sprachgewalt aus dem Werk des Österreichers verbannt. Das Typenhafte der Gestalten findet seine Entsprechung im Eindruck von Zeitlosigkeit, der sich einstellt, wenn man spürt, dass es die Strukturen von Macht und Intrige sind, die Mitterer zeigen will. Zutage treten diese mittels einer zutiefst unmenschlichen und grausamen Terminologie, bisweilen verstärkt durch die Inanspruchnahme oder Simulation von Menschenansammlungen: Befehle, Schiedssprüche oder Kriegsgeschrei donnern und tosen in den meisten der achtzehn Sequenzen, die das Gerüst der Oper bilden, etwa Treason, Revenge, Fatal, Go Ahead, Charge, Let non escape, Throw down into the fire!
Das Stück geht so seiner historisch-zeitlichen Verankerung verlustig, scheint sich vom Damals zu lösen und geradewegs in unserer Zeit anzusiedeln. Wie ein Abklatsch, eine Blaupause, auf der sich die Strukturen der Macht mit ihren verhängnisvollen Ermunterungen abzeichnen, die aller Gewalt vorausgehen.
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About |
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Wolfgang Mitterer Wolfgang Mitterer wurde in Lienz in Osttirol geboren. Er studierte Orgel, Elektroakustik und Komposition in Wien und Stockholm. Das Unvorhersehbare und Unerwartete als Quellen der musikalischen Schöpfung sind die Herzstücke von Wolfgang Mitterers Musik. Sein Werk oszilliert zwischen strukturierter Komposition und offener Form. Mitterer praktiziert verschiedenste Arten der kollektiven Improvisation und entwickelt eine musikalische Sprache, aufgebaut auf Spannungen und Komplexität, die er bis zum Äußersten dehnt. Zu seiner Musik für Orgel und Orchester, seinem Klavierkonzert und seinen Opern kommen Kompositionen für Elektronik und Klanginstallationen. Wolfgang Mitterers Œuvre umfasst mehr als 100 Kompositionen und reicht von L’Amusie (für 6 Musiker, Lautsprecher und kaputte Kirchenorgel), Crushrooms, Streichquartett 1.3, seine Brachialsinfonie (geschrieben für das Streichquartett des Klangforums Wien) über Und träumte seltsam (für Sopran, kleinen Chor und Ensemble), Ka und der Pavian (für Chor, dreizehn Musiker und Klangsystem), Net-Words 1–5 (für elf Spieler und achtspuriges Tonband) zu Fisis (für symphonisches Orchester) und der Oper massacre. Seine Werke wurden bei den Wiener Festwochen, Wien Modern, im Wiener Konzerthaus, beim Maerzmusik Festival in Berlin, in der Luxemburger Philharmonie, beim Budapest Festival, in Utrecht, beim Musica Festival in Straßburg und an vielen anderen Orten aufgeführt. Für seine Arbeit als Musiker und Komponist hat er zahlreiche Preise erhalten, u. a. den Preis der deutschen Schallplattenkritik (beste Aufnahme), Prix Ars Electronica, Max-Brand-Preis, den Prix Futura Berlin oder den Emil-Berlanda-Preis.
Peter Rundel Peter Rundel wurde 1958 in Deutschland geboren. Nachdem er zuerst Geiger für das Ensemble Modern war, beginnt er 1987 zu dirigieren. Von 1998 bis 2001 ist er gemeinsam mit Philippe Herreweghe Leiter des Königlich-Philharmoni- schen Orchesters von Flandern. Von 1999 bis 2001 hat er die musikalische Führung des Ensemble Oriol und der Kammerakademie Potsdam inne. Seit 1999 leitet er die Wiener Taschenoper sowie seit 2005 auch des Remix Ensemble. Sein Repertoire reicht von Monteverdi über zahlreiche Welturaufführungen bis Zappa. Er dirigierte viele Welterstaufführungen, u. a. Emmanuel Nunes’ Opern Das Märchen 2008 und La Douce 2009. 2008 dirigierte er bei den Wiener Festwochen Michaels Reise aus Stockhausens Oper Donnerstag, eine Koproduktion von KölnMusik, musikFabrik und den Wiener Festwochen, inszeniert von La Fura Dels Baus.
2003 dirigierte Peter Rundel bei den Wiener Festwochen massacre, sowie 2008 auch die Aufführung von T&M-Paris.
Remix Ensemble Das Remix Ensemble ist die Kammermusikformation der Casa da Música in Porto. Seit seiner Gründung im Jahr 2000 hat es über sechzig Werke von verschiedenen Komponisten zur Uraufführung gebracht, darunter Brice Pauset, António Pinho Vargas, Frédéric Durieux, Heiner Goebbels, Iris ter Schiphorst, James Dillon, Magnus Lindberg, Mark-Anthony Turnage, Georges Aperghis, Helmut Lachenmann, Bernhard Lang, Matthias Pintscher, Harrison Birtwistle, David Horne, Hans Abrahamsen, Karin Rehnqvist sowie Jonathan Harvey oder Emmanuel Nunes. [...] |
1CD | Oper | Contemporary | PRIME colors Edition |
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